Nicht erst die Corona-Krise hat die Probleme im Gesundheitswesen zutage treten lassen. Dies wurde bei der Wahlarena deutlich, zu der das Südkurier Medienhaus die Kandidaten der im Landtag vertretenen Parteien für die Landtagswahl am 14. März eingeladen hatte und die in voller Länge im Internet (www.sk.de/podium) abgerufen werden kann. Peter Schallmayer aus Höchenschwand, der für die SPD in das Landesparlament in Stuttgart einziehen will, äußerte das Vorhaben seiner Partei nach einem eventuellen Wahlsieg, ,,den Mensch wieder in den Vordergrund zu stellen und das Profitdenken in den Hintergrund zu drängen“. AfD-Kandidat Bernhard Boll aus Waldshut-Tiengen widersprach der Aussage Schallmayers, dass ein Krankenhaus keinen Gewinn abwerfen müsse. „Man muss einen gewissen Übershcuss haben, und wenn man den nicht hat, braucht man einen Träger, der dieses Geld zuschießt“, findet Boll. In der Hochrhein-Region, die einen Großteil des Wahlkreises 59 einnimmt, kommt erschwerend die Abwanderung vieler Mitarbeiter des Gesundheitswesens in die grenznahe Schweiz hinzu. „Wir müssen andere Arbeitsbedingungen schaffen, damit wir die Pflegekräfte halten“, betonte Schallmayer bei der Podiumsdiskussion und schlug außerdem Förderprogramme vor, damit Medizinstudenten frühzeitig während ihrer Ausbildung mit dem ländlichen Raum in Berührung kommen, um die Ärzteversorgung in diesen Regionen dauerhaft zu sichern. Bernhard Boll sieht nur eine Möglichkeit, der Abwanderung von Pflegekräften in die Schweiz entgegen zu wirken: „Bessere Gehälter. Hier muss anders umgegangen werden mit den Mitteln.“ Die CDU-Landtagsabgeordnete Sabine Hartmann-Müller Rheinfelden, die für einen Wiedereinzug ins Parlament kandidiert, merkte an, dass medizinisches Personal am Hochrhein besser bezahlt werde als in anderen Regionen Deutschlands: „Pflegekräfte bekommen bei uns 10.000 Euro mehr im Jahr als in Mecklenburg-Vorpommern.
In der Wahlarena thematisiert wurde auch die zunehmende Zentralisierung der Gesundheitsversorgung in den Landkreisen Waldshut und Lörrach. Peter Schallmayer sagte über die geplante Einrichtung der beiden Zentralkliniken in Albbruck und Lörrach: „Die Entscheidung ist gefallen, wie sie gefallen ist.“ Er merkte jedoch kritisch an, dass im Landkreis Waldshut mit dem Krankenhaus in Bad Säckingen bereits ein Standort geschlossen wurde, bevor das neue Zentralklinikum seinen Betrieb aufnimmt.
„Im Kreis Lörrach hat man alle Standorte beibehalten, so lange die Zentralisierung noch nicht abgeschlossen ist“, sagte er. Eine Gesundheitsversorgung in der Fläche sieht Schallmayer für die östlichen und nördlichen Bewohner des Landkreises Waldshut durch die Krankenhäuser in Stühlingen, Titisee-Neustadt und Villingen-Schwenningen gewährleistet.
Die Moderatoren der Wahlarena, die Südkurier-Redakteure Susann Duygu-D’Souza aus Waldshut und Markus Baier aus Bad Säckingen, wollten von den vier Kandidaten – FDP-Kandidat Harald Ebi aus Waldshut-Tiengen hatte sich entschuldigt – auch wissen, ob einer von ihnen bereits an einer Fridays-for-Future-Demonstration teilgenommen habe. Dies bejahte nur Bernhard Boll. „Ja, ich habe das aus Interesse schon angehört“, so der AfD-Kandidat. Niklas Nüssle, Kandidat von Bündnis 90/Die Grünen aus Wutöschingen, sagte: „Ich bin eher der Leserbrief-Schreiber.“
Zum Abschluss der Veranstaltung waren die Teilnehmer aufgefordert, eine subjektive Einschätzung abzugeben, wer von ihren Mitbewerbern am meisten in der Wahlarena überzeugt habe oder mit wem sie am ehesten eine Koalition eingehen würden. Zwei Mal wurde der Name Peter Schallmayer genannt – von Sabine Hartmann-Müller und Niklas Nüssle. Schallmayer selbst würde Niklas Nüssle bei Umwelt- und Klimafragen um Rat fragen.
Quelle: Südkurier vom 27.02.2021
Link: Pressebericht (SK)